Daniel Hugentobler ist Apotheker, Dozent für Rechtskunde für Pharmazie-Studierende an der ETHZ und Leiter für fachtechnische Unternehmensentwicklung bei Dr. Bähler Dropa AG. Auch bei der agfam referiert er zum Thema Recht.
Wir wollten wissen, was ihn dazu bewogen hat, sich so intensiv mit den Themen Recht und Qualität zu befassen und warum aus seiner Sicht diese Themen für die ApothekerInnen zunehmend wichtig sind.
agfam: Du hast einen sehr spannenden Werdegang vom Apotheker zum fachtechnischen Unternehmensentwickler. Kannst du uns mehr darüber erzählen?
DH: Nach dem Studium in Bern und einigen Jahren als Assistenzapotheker hatte ich 1997 die Gelegenheit, in Zürich-Affoltern die Betriebsleitung einer Apotheke der damaligen Genossenschaftsapotheken Zürich zu übernehmen.
Diese Zeit war sehr spannend für mich. Zusammen mit meinem Team arbeiteten wir eng mit den Verschreibern aus dem Quartier und mit den nahegelegenen Heimen und Betrieben zusammen und hatten eine treue Stammkundschaft.
Im Zuge der Zusammenarbeit mit diesen Partnern des Gesundheitswesens habe ich mir die Frage gestellt, ob der Apotheker nicht eine aktivere Rolle spielen müsste. Das hat mein bereits vorhandenes Interesse an der Standespolitik weiter verstärkt und ich wurde im Jahr 2000 zum PharmaSuisse-Delegierten des Kantons Zürich gewählt. Ich bin bis heute sehr dankbar, dass ich dieses Amt ausüben und die Zürcher Interessen in Bern vertreten darf.
Kurz danach bin ich in den Vorstand des Apothekerverbandes des Kantons Zürich AVKZ gewählt worden, wo ich bis letztes Jahr als Vizepräsident das Dossier Recht und Qualität verantwortete. Ich bin stolz, dass der Kanton Zürich der erste Deutschschweizer Kanton war, der das Impfen in Apotheken gestattet hat.
Hauptberuflich wechselte ich im 2001 aus der Apotheke in die Zentrale der Genossenschaftsapotheken Zürich als Unternehmensentwickler und Delegierter Qualitätssicherung. In dieser Zeit habe ich begonnen, mich vertieft mit Fragen des pharmazeutischen Rechts zu befassen. Es war mir wichtig, dass es auch auf Seiten der Apothekerschaft jemanden gibt, der die rechtlichen Bestimmungen gut kennt und das nicht allein den Behörden überlässt. Ich der Zeit habe ich auch meine Tätigkeit als externer Lehrbeauftragter in Rechtskunde für Pharmazeut/innen an der ETHZ begonnen. Das Gebiet des vermittelten Stoffes hat sich im Lauf der Jahre stets vergrössert. Die Diagnose von häufigen Krankheiten, die Möglichkeiten zum Impfen oder zur Abgabe von rezeptpflichtigen Arzneimitteln ohne Rezept waren zu Beginn meiner Lehrtätigkeit noch kein Thema.
Im Jahr 2009 wechselte ich zu Galenica und war die letzten 8 Jahre als Leiter Qualität tätig und somit Ansprechpartner für über 300 Apotheken schweizweit. Ich konnte meine Rechtskenntnisse weiter vertiefen, indem ich oft mit den Jurist/-innen zusammengearbeitet habe und mich mit Kantonsapotheker/-innen aus vielen verschiedenen Kantonen austauschen konnte.
Seit Februar dieses Jahres bin ich im Familienunternehmen Dr. Bähler Dropa in Zürich als Leiter fachtechnische Unternehmensentwicklung tätig. Dort kann ich meine Kenntnisse, meine Erfahrungen und mein Netzwerk auf ideale Weise einbringen und zur Weiterentwicklung des Unternehmens beitragen.
Ich bin froh, dass ich mich damals fürs Pharmaziestudium entschieden habe, da es mir in meiner beruflichen Laufbahn so viele Möglichkeiten eröffnet hat. Ich brauche übrigens auch heute noch mein pharmazeutisches Wissen jeden Tag.
agfam: Bei agfam bist du schon seit einigen Jahren als Dozent für pharmazeutische Rechtsfragen tätig und Deine Kurse erfreuen sich einer grossen Beliebtheit Noch vor 10 Jahren war das Thema Recht für die Apotheker nicht wirklich von Interesse. Was hat die ApothekerInnen dazu bewogen, sich vermehrt mit Rechtsfragen auseinanderzusetzen?
DH: Aus meiner Sicht gibt es mehrere Gründe, weshalb sich die Apotheker-/innen je länger je mehr für Rechtsfragen interessieren. Einerseits ändern sich die gesetzlichen Bestimmungen immer schneller und die Apothekerschaft möchte sich auf den aktuellen Stand bringen. Andererseits werden Kunden im Zeitalter von Big Data zurecht immer sensibler, was mit ihren erhobenen Gesundheitsdaten geschieht. Hier wollen die Apotheker/-innen Sicherheit gewinnen, worauf sie achten müssen. Und last but not least stossen Apotheker/innen mit innovativen, neuen Dienstleistungen in Tätigkeitsgebiete vor, die durch bisher weniger bekannte Erlasse geregelt sind wie z.B. die Wundversorgung. Hier möchten die Apotheker-/innen Klarheit haben über ihre Kompetenzen und Verantwortungen.
agfam: In unserem Programm haben wir sogar 3 Rechtskurse: Basis, Advanced und Dienstleistungen. Könntest Du die Kurse kurz beschreiben und drei Gründe nennen, warum es sich lohnt bzw. wichtig ist, diese Rechtskurse besucht zu haben.
DH: Wie oben erwähnt ändern sich relevante Erlasse regelmässig. In nächster Zeit werden uns die neue Medizinprodukteverordnung, das revidierte Betäubungsmittelgesetz, der Qualitätsartikel im revidierten KVG und das neue Datenschutzgesetz in der Offizin beschäftigen. Im Basiskurs können sich die Teilnehmenden auf den aktuellen Stand bringen. Die Basiskurse sind auch für Teilnehmende wertvoll, die ihr Gesetzeswissen wieder einmal à jour bringen wollen. Sei es um Auszubildende besser begleiten zu können oder einfach um sich zu freuen, wie gross die rechtlichen Möglichkeiten und Chancen für Apothekerinnen in den letzten Jahren geworden sind.
Der neu geschaffene Kurse Advanced richtet sich an Teilnehmende mit guten Basiskenntnissen. Wir behandeln dort Themen wie gesetzliche Vorgaben zur Arzneimittelherstellung inklusive der verwendeten Geräte, Fragen zur Digitalisierung in der Apotheke, den neuen Tarifvertrag LOA V, Lebensmittel und Kosmetika mit der seit diesem Jahr geforderten Produkteinformationsdatei und andere Dinge mehr. Ich bin überzeugt, dass dieser neu konzipierte, praxisorientierte Kurs viele Alltagsfragen beantworten wird. Wie immer stehe ich den Teilnehmenden während der Pausen und nach dem Kurs auch für kurze persönliche Fragen zur Verfügung.
agfam: vielen Dank für das Interview!
Daniel Hugentobler (Samstag, 07 August 2021 19:10)
Liebe Helga
Vielen Dank für Deinen Wertschätzung und Dein Engagement. Ich freue mich, wenn Apothekerinnen wie Du die neuen rechtlichen Chancen und Möglichkeiten in unserem Beruf rege nutzen.
Herzliche Grüsse
Daniel
Helga Sonanini Reinhard (-Reinhard) (Donnerstag, 05 August 2021 13:00)
Lieber Daniel!
Sehr interessant wie Du Dich entwickelt hast.
Deine Informationen sind wichtig für uns Apotheker, ganz besonders für Jungapotheker.
Ich bin eine der ersten Apothekerinnen, die im Kanton Zürich impfen durften. In den letzten Wochen habe ich auch sehr viele Corona-Impfungen durchgeführt.
Herzliche Grüsse
Helga